Vom Putzen – innen, außen, überall
Eine Ausstellung an zwei Orten über das Putzen als Kulturtechnik
und über eine extrasaubere Welt
2. Juli 2023 bis 27. Oktober 2024
Lechmuseum: Öffnungszeiten
Frauenmuseum Hittisau: Details und Öffnungszeiten
Putzen ist Schwerarbeit, ist Ritual, ist gesellschaftliche Vorgabe, ist ein Ordnungssystem für ein dualistisches Denken zwischen rein und unrein, schön und hässlich, hell und dunkel, weiblich und männlich, moralisch und amoralisch, sicher und unsicher, zivilisiert und wild, inklusiv und exklusiv.
Putzen ist eine häufig ungeliebte, zeitraubende Kulturtechnik getragen von einer Ordnungssymbolik, die viele Bereiche unseres Lebens durchdringt. Wer, wann, wie und womit putzt, bedient und nährt gleichermaßen diesen von breitem Konsens getragenen Dualismus. Rollenbilder und Machtverhältnisse werden sichtbar – wie ein Großteil der unbezahlten Care-Arbeit wird auch die Haushaltsreinigung immer noch hauptsächlich von Frauen*, People of Color, Armen erledigt. Dies bildet einen zentralen Bereich der Ausstellung.
Was aber ist Schmutz? Wo kommt er her? Welche Sicht auf die Welt verbinden wir damit? Beschränkt sich das Putzen auf den Haushalt? Mit Fragen wie diesen geht die Ausstellung unterschiedlichen Aspekten des Putzens, der Reinigung und der Reinheit nach. Dabei werden Themen aus Ökonomie, Migration, Ökologie und Nachhaltigkeit, Religion und Spiritualität erörtert.
Ausstellungsteam:
Kuratorinnen: LISA NOGGLER-GÜRTLER, STEFANIA PITSCHEIDER SORAPERRA
Recherche Lech: MONIKA GÄRTNER, BIRGIT HEINRICH
Szenografie: SABRINA SUMMER
Visuelle Gestaltung und Kommunikation: KATHARINA ROHNER
Illustrationen, Animationen: SIMONE KNECHT
Hörstücke Lech: SONJA PRIETH, KLEMENS KLEX WOLF
Bildung: ANDREA SCHWARZMANN, SABINE MAGHÖRNDL
Technik: MARTIN BECK
Ausstellungsaufbau Lech: BIRGIT HEINRICH; SABINE MAGHÖRNDL, MONIKA GÄRTNER, SABRINA SUMMER; SIMON HOLZKNECHT, LISA NOGGLER-GÜRTLER, EDITH ETTLMAYR
Filmstills aus den Animationen von (c) Simone Knecht im Auftrag des FMH Frauenmuseum Hittisau und Lechmuseum
Im Lechmuseum werden Ausstellungsthemen auch durch Erzählungen lebendig. An den Hörstationen können die Besucher:innen Platz nehmen und in Geschichten eintauchen.
"Wenn du einen Job hast, musst du ihn akzeptieren. Dann liebst du diesen Job, sonst geht es nicht." Das sagt Rositsa Madzharova, die mit ihrer Familie schon lange in Lech lebt. In Bulgarien war sie Kindergartenpädagogin. Als Mitarbeiterin der Gemeinde Lech reinigt sie das Haus des Kindes und auch alle öffentlichen Toiletten der Gemeinde. Um das zu tun, muss sie sehr früh anfangen, denn sie braucht drei bis vier Stunden für diese Arbeit – und es ist sehr unterschiedlich, in welchem Zustand sie die Toiletten vorfindet. Das und viel mehr erzählt sie in einem Hörstück in der Ausstellung BLITZBLANK. Hören Sie hier ein paar Ausschnitte.
Angelika Stöckler hat das Putzen der eigenen Pension perfektioniert. Jeden Tag macht sie selbst die Runde durchs Haus und putzt alle Appartements. Sie sorgt außerdem täglich für die richtige Mülltrennung und -entsorgung. Am Samstag, wenn die Gäste ab- und anreisen, fällt die Reinigung natürlich noch umfangreicher aus. Im Hörstück erzählt sie, worauf es bei Sauberkeit und Hygiene ankommt und was Gäste in Lech erwarten.
Hier können Sie ein paar Ausschnitte daraus hören.
Gestaltung der Hörstücke: Sonja Prieth und Klemens Klex Wolf, WortKlangWelt